August 2020 – Campus di Monaco: Lernen in Zeiten von und nach Corona ermöglichen

„Bildung ist der Schlüssel in die Zukunft. Durch die Corona -Maßnahmen und die Schulschließungen fallen benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihren Bildungschancen momentan wieder weit zurück. Ganze Generationen von Schüler*innen werden abgehängt!“                                                              Antonia Veramendi, Schulleiterin

Die Campus di Monaco internationale Montessorischule ist eine inklusive und ganztägige Mittelschule, die im September 2019 in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs eröffnet wurde. Hier lernen Kinder und Jugendliche mit Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache gemeinsam und voneinander. Die Schule integriert ein Konzept der kulturellen Bildung auf allen Ebenen des Schulalltags: Musik, Kunst, Theater und Tanz fördern Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, Selbsttätigkeit, Entdeckungsfreude und Innovationsgeist.

Mehr als die Hälfte der Schüler*innen im Alter von 10 –20 hat eine Benachteiligung in Form von Flucht- oder Migrationserfahrungen, gesundheitlichen Einschränkungen und einen hohen psychosozialen Unterstützungsbedarf. Campus di Monaco Angebote wie Nachhilfe in Kleingruppen und kreative Angebote wie Holz- und Kunstwerkstatt dienen als kreativer Ausgleich, Therapieeinstieg und Hilfe zur Selbsthilfe zugleich. Sie helfen, Traumata und Belastungen durch Flucht, Krieg und Trennung zu überwinden.

Durch die seit Mitte März angeordneten Corona-bedingten Schulschließungen litten die ohnehin schon benachteiligten Schüler*innen besonders. Es fehlte an Unterstützung und Stabilität, die Jugendlichen waren isoliert, litten unter dem Lärm in den Sammelunterkünften und den fehlenden Rückzugsmöglichkeiten. Die Betreuer der Sozialdienste wurden wegen der Ansteckungsgefahr abgezogen und Schutzmasken fehlten. Sicherheit und Wohl der Jugendlichen, waren ebenso wie ihre Entwicklungschancen in vielfacher Hinsicht gefährdet.

Das Team des Campus di Monaco hat in den letzten Monaten Bemerkenswertes geleistet: Die Lehrkräfte hielten den Kontakt mit den Schüler*innen; ließen sich auf dem Handy von Bekannten weiterreichen, schickten Aufgaben per Post oder besuchten die Jugendlichen in der Unterkunft. Die Verhältnisse, die sie vorfanden, waren erschütternd: Die Zimmer wareb mit bis zu sechs Personen belegt, Kochmöglichkeit und Sanitärräume waren nur etagenweise vorhanden, Rückzugsmöglichkeiten und ruhige Lernorte ohne kleinere Geschwister/Mitbewohner fehlten. Teilweise haben ganze Familien die Tagesstruktur verloren. Die Jugendlichen wurden mit ihren Ängsten allein gelassen, für viele waren die Lehrkräfte die einzig verbliebenen Kontaktpersonen.

Doch auch an anderer Stelle hatten die Corona Schutzmaßnahmen dramatische Folgen: Eingeplante Gelder sind ausgeblieben. Die Infoabende zur Gewinnung neuer Schüler*innen mussten abgesagt werden, damit bleiben auch die Schulgelder und Elterndarlehen aus. Im Hinblick auf die unsichere Situation an den Finanzmärkten und die wirtschaftliche Entwicklung wurden auch Programme einzelner Stiftungen geschlossen. Doch auch hier hat das Campus di Monaco Team Kampfgeist bewiesen und große Anstrengungen unternommen. Sie haben Kurzarbeit beantragt, Verhandlungen mit dem Vermieter geführt, Online Seminare statt Elternabende organisiert, und die Intensivierung von Öffentlichkeitsarbeit über die sozialen Medien vorangetrieben.

„Dank dieser Anstrengungen sind wir momentan zuversichtlich und nicht zuletzt auch dank der großartigen Hilfe von Moving Child begründet optimistisch, dass wir diese schwierige Zeit gut durchstehen.“

Brigitte Reichl, Campus di Monaco

Inzwischen sieht es wieder ein bisschen besser aus: Seit Mai waren fast alle Schüler*innen wieder im Präsenzunterricht. Maskenpflicht bestand natürlich trotzdem (außerhalb der gut gelüfteten Klassenräume) und dank fleißiger Näher*innen konnten die Schüler*innen diese auch kostenlos in der Schule bekommen. Die besten Neuigkeiten sind, dass die Abschlussklasse, trotz der schwierigen Corona-Situation, ihre Quali-Prüfungen angetreten hat. In diesem Schuljahresende-Bericht können Sie mehr über die diesjährige Abschlussklasse und ihre beeindruckenden Leistungen erfahren.

Doch wir alle wissen nicht, ob diese Verhältnisse von Dauer sind. Es bedarf weiterhin an Hilfe: Zum Beispiel werden dringend gebrauchte Notebooks benötigt, die leihweise an die Schüler*innen vergeben werden können und ihre Teilnahme am Fernunterricht per Videokonferenz, Onlinematerialien und Austausch per E-Mail ermöglicht.

Moving Child hat neben der jährlichen Unterstützung des Campus di Monaco eine Corona-Sonderunterstützung eingerichtet, die besonders die traumapädagogische Lernwerkstatt (Kinder 10 – 15 Jahre) und die besondere Lernförderung in der Campus di Monaco Zukunftswerkstatt (Jugendliche 15 – 20 Jahre) unterstützt. Neben der psychosozialen Begleitung liegen hier die Themen Schulabschlüsse, Berufsorientierung, Bewerbung und Ausbildungsbegleitung im Fokus. Die Zukunftswerkstatt wurde vor kurzem sogar vom Kultusministerium als Berufsförderungseinrichtung anerkannt. Das heißt, dass in Vollzeitklassen ab sofort auch berufsschulpflichtige Schüler*innen auf den Mittelschulabschluss und die Mittlere Reife vorbereitet werden dürfen. Außerdem werden in der Zukunftswerkstatt ehemaligen Schüler*innen auch nach dem Schulabschluss weiter begleitet und unterstützt.

Die letzten Monate waren für uns alle schwierig, aber das Campus di Monaco Team hat während der Zeit der Schulschließung unermüdlich weitergearbeitet und mit viel persönlichem Einsatz diese Zeit gut überstanden. Wir sind beeindruckt und freuen uns sehr auf die Entwicklungen der nächsten Jahre!