Februar 2021 – Feldenkrais in der Schule: Ein Zukunftsprojekt der Moving Child

Die Feldenkrais Methode, benannt nach ihrem Begründer, dem Physiker Dr. Moshé Feldenkrais, ist eine körperorientierte Lernmethode, mit Hilfe derer Menschen lernen sich bewusster wahrzunehmen. Der körperliche Zugang von Feldenkrais kann einen Beitrag zum fachlichen und sozialen Lernen leisten. Durch die meist ungewohnten Bewegungen lernen Kinder, sich besser wahrzunehmen und selbständig und im eigenen Rhythmus Alternativen zu ihrem gewohnten Verhalten zu finden. Vom Kennenlernen dieser neuen Welt im eigenen Selbst ist es nur ein Schritt, auch die Andersartigkeit von Freunden und Fremden zu schätzen. Sich selbst ohne Wertung zu spüren hilft, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen.

„In Bewegung denken lernen“ kreiert neue Verknüpfungen im Gehirn, ermöglicht den spürenden Kontakt mit sich selbst und erweitert das Verstehen in Zusammenhängen. Feldenkrais‘ Traum war es, dass seine Methode weltweit in Schulen unterrichtet würde.

Unsere Idee ist es, Feldenkrais‘ ursprüngliche Vision der Integration zu verwirklichen und Merkmale des organischen Lernens in das schulische Lernen aufzunehmen. Dabei fokussieren wir uns zunächst vor allem auf Arbeit mit finanziell benachteiligten Kindern, Migrant*innen, oder Kindern mit Lernschwierigkeiten. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen sollen durch die Bewegungsübungen im Unterricht vollständiger präsent werden und ihr Lernprozess somit bedeutungsvoller und mit ihrem gesamten Wesen verbunden sein. Durch die Feldenkrais Methode sollen zwei wichtige Prozesse angestoßen werden: Erstens werden Schüler*innen und Lehrer*innen sich ihrer selbst bewusster und aufmerksamer als Ergebnis der Feldenkrais Lektion. Dies wirkt sich auf den folgenden Fachunterricht aus, der anschließend durchgeführt werden wird. Zweitens entwickelt sich unter den Teilnehmer*innen allmählich eine neue Sprache, eine neue Dynamik. Sie hören sich während des Bewegungsunterrichts aufmerksam zu. Die Schüler*innen lernen ihre eigenen Fortschritte zu erkennen und in verschiedene Richtungen zu denken, um mögliche Lösungswege zu erkunden. Auch die Fachlehrer*innen sind an dieser Entwicklung beteiligt, sie hören den Schüler*innen aufmerksamer zu und sind kreativer in der Unterrichtsgestaltung. Das Ergebnis ist, dass die Lehrer*innen nach und nach die Art und Weise ändern, in der sie ihr Fach unterrichten, indem sie Zeit für aktives Bewusstsein, Erforschung und Selbstführung der Schüler*innen lassen.

Unsere Vorstellung der praktischen Umsetzung ist inspiriert von und in Kollaboration mit einem israelischen Pilotprojekt, das von Dr. Eilat Almagor (Neurowissenschaftlerin) geführt wird und schon seit 2015 erfolgreich umgesetzt wird. Dr. Eilat Almagor leitet das Projekt zur Einbeziehung des Feldenkrais-Unterrichts in Schulen und arbeitet zusammen mit Neurowissenschaftler*innen in Israel und Deutschland an einer wissenschaftlichen Untersuchung, die darauf abzielt, die Auswirkungen der Feldenkrais-Methode auf die Gehirnaktivität zu untersuchen.

Moving Child will zunächst in Berlin und München Projekte ins Leben rufen, in denen Feldenkrais-Lehrer*innen 1-2 wöchentlich in den Schulunterricht kommen und für 20-30 Minuten Feldenkrais Bewegungsübungen anleiten. Die Fachlehrer*innen sind dabei ebenfalls anwesend. Danach folgt der normale Fachunterricht, wie zum Beispiel Mathematik, an dem dann auch die Feldenkrais-Lehrkraft teilnimmt. Jede*r Lehrer*in nimmt also als Schüler*in am Unterricht der anderen Lehrerkraft teil. Die Lehrer*innen treffen sich regelmäßig, um ihren Unterricht gemeinsam vorzubereiten und um ihr Verständnis von Feldenkrais und seiner Verbindung zum Lernen zu vertiefen. Moving Child hilft bei der Kontaktaufnahme und Vermittlung zwischen den Lehrer*innen und Schulen, der Ausarbeitung des Konzeptes und nicht zuletzt bei der finanziellen Unterstützung. Wir freuen euch in der Zukunft von unseren Fortschritten berichten zu können.

Quellen und Literaturhinweise