Mai 2022 – Kinder- und Tierwohl auf dem Paulihof

Als wir auf dem Paulihof ankamen, empfing uns eine Vielzahl an bunten Eindrücken. Im Haus kamen uns drei Hunde entgegen, die im Verhalten nicht unterschiedlicher sein könnten. Schüchtern, verspielt, draufgängerisch; Jeder auf seine Art einzigartig. Dieser Eindruck der ersten Begrüßungsminuten charakterisierte unseren gesamten Aufenthalt. Jeder und jede Bewohner:in des Paulihofes ist etwas Besonderes, ein absolutes Unikat. Das schließt die vielen Hühner, Schafe, Ziegen, Esel, Pferde, und die vielen anderen tierischen Bewohner genauso ein, wie die Kinder, die auf dem Paulihof ihr Zuhause gefunden haben.

Der Paulihof – Kinderhilfe gGmbH ist eine stationäre heilpädagogisch-therapeutische Wohngruppe für traumatisierte Kinder und Jugendliche, die ihren Ansatz in der heilenden Pädagogik mit Tieren hat. Der Paulihof wurde vor über 17 Jahren gegründet, gehörte ehemals zum Träger Kinderschutz München und ist seit 2020 eine eigenständige, gemeinnützige GmbH.

Bis zu 10 Kinder sind zeitgleich auf dem Paulihof untergebracht. Diese haben zum Teil schon lange Werdegänge im Kinderschutz und dem Jugendamt hinter sich. Viele haben schlimme Erfahrungen gemacht, schwere Bindungsängste und wurden oft als „schwer erziehbar“ vom System abgestempelt. Davon merkt man bei unserem Besuch wenig. Aufgeregt wird beim Mittagessen vom Schulalltag berichtet, die anstehenden Aufgaben diskutiert und Umarmungen ausgetauscht. Doch wieviel Arbeit und Energie hinter dieser Entwicklung steckt ist ebenfalls unübersehbar. Insgesamt 14 Betreuende arbeiten im Schichtdienst auf dem Hof. Dabei fällt nicht nur intensive Betreuungsarbeit, sondern auch Haushalt und vor allem Hofarbeit an. Die Kinder sind dabei eng in die Tierversorgung auf dem Hof eingebunden und haben jeweils ein Bezugstier für das sie die Verantwortung tragen, von dem sie gebraucht werden. Der Umgang mit den Kindern und Tieren auf diesem Hof ist ein ganz besonderer und hilft ihnen Schutz, Sicherheit und Vertrauen zu finden und sich wieder auf Beziehungen einlassen zu können. Tiergestützte Pädagogik fördert die körperliche, emotionale und soziale Entwicklung und ermöglicht neue Erfahrungen. Der Aufbau einer Beziehung zwischen Mensch und Tier sowie die Übertragung dieser Erfahrungen auf den Umgang mit anderen Menschen stehen im Mittelpunkt.

Wie die Kinder haben auch die Tiere auf dem Paulihof schon einiges durchgemacht im Leben. Oft sind sie verwahrlost, misshandelt und ungewollt gewesen und sind zum Teil schwer traumatisiert. Gerade durch diese Gemeinsamkeit können sich die Kinder mit den Tieren besonders gut identifizieren, ihnen den Raum, aber auch die Liebe geben, die sie zur Heilung brauchen. Auf der spannenden Webseite des Paulihofes (www.paulihof.eu) findet sich der Satz „Hier vereinen sich Kinderschutz und Tierschutz“ und besser hätte man es nicht treffen können. Im Mittelpunkt dieses wundervollen Projekts steht Ulrike Heigenmooser, die das Projekt ursprünglich auf die Beine gestellt hat und seither mit Leib und Seele den Paulihof betreibt. Bei unserem Besuch spürten wir gleich, wie viel Liebe und Kraft sie in den Umgang mit jedem und jeder Paulihofbewohner:in steckt. Inzwischen unterstützt durch ihre Kollegin und Mit-Hofleiterin Sandra Sailer setzt sich die Heilpädagogin mit Herz und Verstand für ihre Schützlinge ein; Ein nicht immer einfaches Unterfangen, aber immer ein unglaublich lohnendes.

Wir waren von unserem Besuch auf dem Paulihof restlos begeistert und freuen uns mit unserer Förderung zu diesem großartigen Projekt beitragen zu können.

Einen kurzen Videobeitrag zum Paulihof kann man auch hier finden: https://www.tvingolstadt.de/mediathek/44381/