Der Verein „Hands With Hands“ ist ein Zusammenschluss internationaler und nepalesischer Freund*innen, die ehrenamtlich an der Vision des solidarischen Miteinanders arbeiten. Sie unterstützen nepalesische Menschen und Organisationen und initiieren und finanzieren Projekte, die das Empowerment der Menschen und Gemeinschaften vor Ort fördern. Das autarke Annapurna-Kinderheim in Pokhara ist derzeit das Hauptprojekt des Vereins. Lesen Sie mehr über die Idee und Entstehung des Projekts in unserem Blogbeitrag vom letzten Jahr.

Die Situation in Nepal im Gesamten und im Annapurna Kinderheim im Speziellen ist durch die anhaltende Corona-Infektionswelle weiterhin schwierig. Über die Zeit haben sich zwar alle Kinder im Heim mit dem Coronavirus infiziert, aber zum Glück haben sie sich auch alle wieder davon erholt. Am Ende erkrankte auch Sharada (die Heimleiterin), die sich wochenlang um die kranken Kinder gekümmert hatte. Bei zog sich die Infektion sehr in die Länge und sie erholte sich über sechs Wochen nur langsam. Zum Glück sind die Kinder und Sharada jetzt wieder auf den Beinen. Die Einführung des Impfstoffes in Nepal ist sehr langsam, was zum Teilan weit verbreiteten Fehlinformationen  liegt, die in der Bevölkerung Skepsis erzeugen, aber auch an der geringen Verfügbarkeit, da Nepal über das COVAX-System nur geringe Mengen an überschüssigen Impfstoffeinheiten aus Amerika und China erhielt.

Seit Monaten finden alle Bildungsprogramme online statt. Dies war eine große Herausforderung; nicht nur für die 40 Kinder im Heim, sondern auch für die Lehrer*innen. Hands with Hands hat in den vergangenen Monaten Lehrfortbildungen angeboten, um den Lehrer*innen zu helfen die verfügbaren Online-Tools und Foren zu verstehen und auch zu nutzen. Während die Onlinelehre im Annapurna-Kinderheim mit viel Disziplin und Mühe funktioniert, konnten vor allem die sehr armen Kinder in Nepal monatelang keinen Online-Unterricht besuchen. Dieser Mangel an Bildung wird dramatische Langzeitfolgen für die Bevölkerung haben. Vor allem Mädchen werden häufig nicht wieder zur Schule gehen, sogar wenn das wieder möglich ist. Hands with Hands plant Anreize für Kinder, insbesondere für Mädchen, zu schaffen, nach der Wiedereröffnung der Schulen wieder zur Schule zu gehen. Dies wird aber voraussichtlich nicht vor April 2022 der Fall sein. Geplant ist kleine Stipendien, Schuluniformen, Materialien und Bücher bereitzustellen, um zur Rückkehr in die Schule zu motivieren.

Trotz des monatelangen Lockdowns schreiten die Bauarbeiten am neuen erdbebensicheren Annapurna Kinderheim aber weiterhin voran und die Arbeiten am Dach des zweiten Obergeschosses laufen bereits. Allerdings trifft nun die zweite Virus-Deltawelle in Nepal ein und es ist nicht möglich vorherzusagen, wie sich der erwartete neue Lockdown auf den Bau auswirken wird. Hands with Hands hofft, dass die Bauarbeiten während des gesamten Lockdowns fortgesetzt werden können, das hängt jedoch davon ab, ob die Baumaterialien noch vor dem Lockdown beschafft werden können.

Die Situation in Nepal wird durch einen extrem starken Monsun in diesem Jahr noch zusätzlich verschärft. Zum Glück war das Kinderheim vom Monsun nicht allzu stark betroffen, aber eine Schule (im Osten Nepals, Distrikt Sindhupalchock) wurde von der Überschwemmung sehr hart getroffen. Hands with Hands unterstützt auch diese Schule und es war traurig zu sehen, dass ein Fluss, der durch die drastische Zunahme des Volumens umgeleitet wurde, einen Teil der Schule (6 Klassenräume!) zerstört hat. Die mutigen Bemühungen der Einheimischen, die eine Mauer bauten, um das Wasser umzuleiten (dabei selbst im Fluss stehend!), retteten den Rest der Schule. Der Wiederaufbau der Schule wird in den nächsten Monaten Anstrengungen und Ressourcen erfordern und der Monsun soll noch einige Wochen andauern.

Trotz der dramatischen Lage ist die Stimmung der Menschen überraschend unerschrocken. Nepal wurde vor allem in den letzten 10 Jahren von so katastrophalen Ereignissen heimgesucht, dass die Menschen eine akzeptierende Grundhaltung eingenommen haben und sogar angesichts der momentanen Katastrophen optimistisch in die Zukunft blicken. Und tatsächlich war zumindest die Ernte im Annapurna-Kinderheim dieses Jahr gut. Die Verpflegung der Kinder ist somit gesichert und 5 neue Kinder wurden dieses Jahr in Obhut genommen. Überschüssiges Essen wurde an die Ärmsten der Gemeinde verteilt. Es wurden Lebensmittelpakete vorbereitet, um insbesonderen Müttern mit kleinen Kindern zu helfen.

Hands with Hands e.V. braucht Spenden, um ihre wichtige und besondere Arbeit in Nepal fortzusetzen. Die Spenden werden vor allem benötigt, um Baumaterial für das neue Kinderheim zu beschaffen, aber auch um die zerstörte Schule wieder aufzubauen und weiterhin extrem arme Familien mit Nahrungsmitteln zu unterstützen.

Das Jahr 2021 war bisher ein sehr arbeits- und erfolgreiches Jahr für Moving Child. Große Finanzentscheidungen, lehrreiche Weiterbildungen, spannende Projekttreffen und vieles mehr haben unsere Arbeit bestimmt. Mit diesem Halbjahresbericht wollen wir kurz von den neuesten Vorgängen bei Moving Child berichten.

Zertifiziertes Stiftungsmanagement

Im April hat Moving Child Geschäftsführerin Ella Lattenkamp die Zertifizierung zur Stiftungsmanagerin von der Deutschen Stiftungsakademie erhalten. Der Lehrgang behandelte wichtige Themen des Stiftungsalltags, wie Stiftungsrecht und -steuerrecht, Rechnungslegung und Bilanzierung, Vermögensanlage und allgemeines Stiftungsmanagement. Ob Datenschutzgrundverordnung oder Spendenbesteuerung, ob Kommunikationsstrategie oder Projektmanagement, die Themen sind bekannt und können nun bei der täglichen Arbeit bedacht werden. In den letzten Monaten setzte Moving Child viele der Anregungen motiviert und engagiert um. Eine Anlagestrategie wurde entwickelt, ein Leitbild entworfen und Richtlinien für die Geschäftsführung verfasst. Außerdem gibt es nun einen informativen Förderkriterienkatalog auf unserer Webseite und unsere Antragsformulare wurden wirkungsorientierter strukturiert und um den Punkt Nachhaltigkeit erweitert. Moving Child fühlt sich gewappnet den Wogen des Stiftungsalltages mit neuer Selbstsicherheit entgegenzutreten und freut sich über die vielen neuen Horizonte, die sich eröffnet haben.

Nachhaltiges Investment

Das Thema nachhaltige Investition wird heutzutage immer geläufiger. Da sich ein Großteil der Stiftungsarbeit aus den Ergebnissen verschiedener Anlageformen finanziert, ist Investition und Anlage ein wichtiger Bestandteil der Stiftungsarbeit. Auch Moving Child hat sich der Nachhaltigkeit ihrer Finanzanlagen, ihres „Footprint“, verschrieben und dieses Thema in diesem Jahr richtig angepackt. Aus einer Vorauswahl verschiedener Banken mit nachhaltigem Konzept wurden die zwei besten Kandidaten ausgewählt und Vermögensverwaltungsmandate vergeben. Diese Form der Anlage erlaubt es nicht nur gezielt zu steuern in welche Firmen investiert wird, sondern erlaubt auch ein gewisses Mitspracherecht. So können bei Vollversammlungen der Firmen, an denen Beteiligungen gehalten werden, wichtige Fragen angesprochen werden und direkt Einfluss auf die Unternehmensführung genommen werden. Moving Child ist darauf bedacht nicht nur durch ihre Fördertätigkeit, sondern auch indirekt durch ihre Investitionen einen Beitrag zum nachhaltigen und gesunden Leben auf diesem Planeten zu leisten.

Neue Förderprojekte in diesem Jahr

Schon im ersten Halbjahr 2021 war Moving Child wieder fleißig und hat sich viele neue Projekte angesehen und kennengelernt. Wir sind stolz darauf sechs neue Förderprojekte gefunden zu haben, deren Arbeit wir in den nächsten Jahren aus vollem Herzen unterstützen werden.

Zu diesen Projekten zählt die AETAS Kinderstiftung in München, die sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder und Jugendliche nach einem einschneidenden, traumatischen Ereignis zu betreuen und professionelle Kinder-Krisen-Intervention leistet. Ihre Arbeit ist bisher einzigartig in Deutschland und geht weit über die Akutbetreuung hinaus. Auch die Initiative krebskranke Kinder München e.V. unterstützt Kinder und Angehörige in besonders schweren Umständen und entlastet krebserkrankte Kinder und ihr Familien durch vielfältige Hilfsangebote.

Unsere besondere Unterstützung in diesem Jahr geht an den Verein Save the Children Deutschland. Wir unterstützen zwei Projekte, die uns besonders am Herzen liegen. Das erste ist „Save back to School“ im Jemen. Der langanhaltende Kriegszustand, Corona, sowie die Zerstörung vieler Schulen führen zum dauerhaften Schulabbruch und Bildungsausstieg vieler Kinder im Jemen. „Safe back to School“ spielt hier eine ganz besondere Rolle, da viele Eltern ihre Kinder zu Hause behalten, weil der Schulweg und die Schule zu gefährlich sind. Save the Children stellt Kontakt mit den Kindern her, vermittelt Lernunterlagen und unterstützt die Rückkehr der Kinder in die Schulen. Das zweite Projekt, ist die „Corona Hilfe“ in Indien. Von den Konsequenzen der extrem hohen Infektionszahlen im Mai und Juni in Indien sind besonders Kinder betroffen. Viele Kinder sind verwaist, Kontaktpersonen haben Angst sie zu besuchen und sich zu kümmern. Sie sind schutzlos. Die Versorgung der Kinder mit Nahrungsmitteln, Hygienemitteln, Medikamenten und psychologischer und sozialer Hilfe ist oft unterbrochen oder nicht möglich. Save the Children kümmert sich um die dringend notwendige medizinische und soziale Versorgung der Kinder in Indien.

Zwei verspielte Münchener Vereine, die wir seit diesem Jahr unterstützen sind Biku und Jambo Bukoba. Der Biku e.V. organisiert unter dem Titel „Mädchen an den Ball“ kostenloses Mädchenfußball mit einem integrativen Ansatz für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Jambo Bukoba e.V. setzt sich für Chancengleichheit, Gesundheit und Bildung in Tansania ein. Durch selbst-konzipierte Sporteinheiten und Verbesserung der sanitären Umstände werden Mädchen wie Jungen Chancen geboten regelmäßig und gleichberechtigt am Schulalltag teilzunehmen.

Unser neuestes Förderprojekt ist der Paulihof – Kinderhilfe gGmbH. Auf dem Paulihof ist eine stationäre heilpädagogisch-therapeutische Wohngruppe für traumatisierte Kinder und Jugendliche eingerichtet, die ihren Ansatz in der heilenden Pädagogik mit Tieren hat. Der Umgang mit den Kindern und Tieren auf diesem Hof ist ein ganz besonderer und hilft ihnen Schutz, Sicherheit und Vertrauen zu finden und sich wieder auf Beziehungen einlassen zu können.

Ausführliche Informationen zu diesen Projekten sind z.T. in unserem Blog zu finden oder werden in Kürze auf unserer Webseite veröffentlicht.

Moving Child: Nun auch operative Förderung

Bislang war die Arbeit der Moving Child geprägt von ihrer Fördertätigkeit. Auf ganze 32 Förderprojekte kann Moving Child nach ihrem 10-jährigen Bestehen zurückblicken. In diesem Jahr wird Moving Child zum ersten Mal im größeren Stil operativ aktiv. Das Projekt „Feldenkrais in Schulen“ ist ein Projekt, das direkt von Moving Child initiiert wird. Dieses Projekt ist vor allem inspiriert von und in Kollaboration mit einem israelischen Projekt, das Moving Child schon seit mehreren Jahren finanziell unterstützt. Das Projekt in Israel wird von Dr. Eilat Almagor (Feldenkrais Lehrerin und Neurowissenschaftlerin) geführt und wird schon seit 2015 erfolgreich umgesetzt.

Die Feldenkrais Methode, benannt nach ihrem Begründer, dem Physiker Dr. Moshé Feldenkrais, ist eine körperorientierte Lernmethode, mit Hilfe derer Menschen lernen sich bewusster wahrzunehmen. Der körperliche Zugang von Feldenkrais kann einen Beitrag zum fachlichen und sozialen Lernen leisten. Durch die meist ungewohnten Bewegungen lernen Kinder, sich besser wahrzunehmen und selbständig und im eigenen Rhythmus Alternativen zu ihrem gewohnten Verhalten zu finden. Vom Kennenlernen dieser neuen Welt im eigenen Selbst ist es nur ein Schritt, auch die Andersartigkeit von Freunden und Fremden zu schätzen. Sich selbst ohne Wertung zu spüren hilft, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen.

Unsere Idee ist es, Feldenkrais‘ ursprüngliche Vision der Integration zu verwirklichen und Merkmale des organischen Lernens in das schulische Lernen aufzunehmen. Dabei fokussieren wir uns zunächst vor allem auf Arbeit mit finanziell benachteiligten Kindern, Migrant*innen, oder Kindern mit Lernschwierigkeiten. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen sollen durch die Bewegungsübungen im Unterricht vollständiger präsent werden und ihr Lernprozess somit bedeutungsvoller und mit ihrem gesamten Wesen verbunden sein.

Unter den Pandemie-bedingungen hat sich der Beginn des Projektes sehr verzögert, aber Moving Child ist froh auch unter diesen Umständen motivierte, kompetente und begeisterte Feldenkrais Lehrer*innen gefunden zu haben, die sich freuen das Projekt anzustoßen und ihm Leben einzuhauchen. Wir freuen uns ungemein auf den Beginn des Projekts und hoffen schon bald von den Vorgängen berichten zu können.

Wir danken allen Projekten, ob neu oder alt, für die wundervolle Zusammenarbeit und allen Spender*innen für ihre Unterstützung! Wir grüßen euch alle und wünschen eine gute zweite Hälfte 2021!

Herzlichst, euer Moving Child Team

Anna, Gertraud und Ella

Im April und Mai 2021 waren die indischen Corona Infektionszahlen verheerend. Die Fallzahlen stiegen rasant an und innerhalb einer Maiwoche waren mehr als 1,5 Millionen Neuinfektionen zu verzeichnen gewesen. In dieser Woche machten die Neuinfektionen in Indien fast die Hälfte aller weltweit verzeichneten Fälle aus. Dabei wird allerdings angenommen, dass es eine noch deutlich größere Dunkelziffer bei den Ansteckungen gab, die um ein Vielfaches höher war als die  gemeldeten Fälle. Dies wird vor allem angenommen, da sich das Virus sehr schnell von den Städten auf das Land ausbreitet hatte, wo Tests oft nicht möglich waren.

Das Gesundheitssystem in Indien konnte solche Zahlen nicht auffangen und war dabei zu kollabieren. Man wusste nicht mehr, wie die Toten aufbewahrt werden sollten. Es fehlte und fehlt auch jetzt noch an allem: Sauerstoff, Impfstoffe, Medikamente und Krankenhausplätze sind Mangelware. Kinder sind besonders betroffen. Ihre Eltern und Verwandten sterben oder sind krank. Kontaktpersonen haben Angst sie zu besuchen und sich zu kümmern. Sie sind schutzlos. Die Versorgung der Kinder mit Nahrungsmitteln, Hygienemitteln, Medikamenten und psychologischer und sozialer Hilfe ist oft unterbrochen oder nicht möglich.

Moving Child macht sich stark für Indien und spendet einen Sonderbetrag von 300.000€ für die Corona Nothilfe in Indien. Wir unterstützen dabei die Arbeit von Save the Children Deutschland e.V., die vor Ort im Einsatz sind. Wir hoffen, dass mit genug solidarischer Unterstützung die Situation in Indien und dadurch in der Welt schnell eine Wendung zum Besseren nimmt.